Wo das Land endet – São Lourenço
Am östlichsten Punkt der Insel, auf der Ponta de São Lourenço, endet Madeira abrupt – und beginnt zugleich neu.
Hier verschmelzen Erde, Feuer und Meer in einer Landschaft, die fast außerirdisch wirkt. Statt sattgrüner Vegetation dominieren warme Erdtöne: rostrote Hänge, goldene Gräser und scharfe Felskanten, die in das tiefe Blau des Atlantiks fallen.
Der Wind trägt Salz in der Luft, mischt sich mit dem trockenen Duft von Staub und Sonne.
Dann sehr zu meinem Glück: ein Schatten über den Felsen. Ein Turmfalke zieht seine Kreise und landet kurz vor uns – lautlos, konzentriert, schön. Ich halte den Atem an, das Licht fällt perfekt, der Moment verdichtet sich zu einem einzigen wunderbaren Foto.
Er fliegt weiter, doch das Bild bleibt – auf der Speicherkarte, vor allem aber im Kopf.
Funchal – Farben, Düfte und Kontraste
Nach der rauen Ostküste fühlt sich Funchal fast sanft an.
Die Hauptstadt Madeiras ist lebendig, aber nicht so laut wie man es von Hauptstädten kennt. Zwischen alten Gassen duftet es nach Kaffee, exotischen Früchten und frisch gebackenem Bolo do Caco, dem landestypischen Fladenbrot aus Süßkartoffeln, das frisch vom Steinofen mit seiner einfachen Besonderheit in das traditionelle Madeira schmecken lässt.
In der Markthalle von Funchal stapeln sich Obst und Gemüse in allen Farben – Passionsfrüchte, Papayas, Bananen in Miniaturformat. Auch eine besondere Maracuja-Art konnten wir hier kennenlernen, sie schmeckte sehr spannend nach einer Mischung von Maracuja und Ananas. So lecker, dass sie bei fast keinem Einkauf ab jetzt im Einkaufskorb fehlen durfte.
Menschen lachen, probieren, tauschen Geschichten.
Weiter oben, in den botanischen Gärten, scheint die Natur zu explodieren.
Ein Meer aus Farben, Blüten, Schatten und Licht. Von hier blickt man über die Stadt, das Meer und die grünen Hügel. Das Leben pulsiert unten, während hier oben eine ruhige Leichtigkeit bleibt.
Der Abend beginnt in einer Poncha-Bar (was ist das bitte für ein lecker Drink?!) und endet in einem der zahlreichen Restaurants in den kleinen Gässchen.
Fanal – Der Wald im Nebel
Der Fanal-Wald ist einer der geheimnisvollsten Orte Madeiras.
Dort, wo Nebel zwischen uralten Lorbeerbäumen hängt, wo jeder Schritt gedämpft klingt und die Luft nach Moos und Regen riecht, scheint die Zeit nahezu still zu stehen.
Wenn Sonnenstrahlen durch den Nebel brechen, entsteht ein Spektakel, das kaum real wirkt: glühende Baumkronen, schwebende Lichtstrahlen, ein leises Knistern in der Stille.
Es ist ein Ort, an dem man nicht nur fotografiert, sondern lauscht, ehrfürchtig staunt und inne hält.
Madeira zeigt hier seine poetische Seite – leise, mystisch, tief.
Und dann tauchen sie auf: Kühe, sanft und friedlich, wie aus dem Nichts.
Ihre Umrisse zeichnen sich erst als Schatten im Dunst ab, dann werden sie klarer – große, ruhige Tiere, die sich kaum bewegen, als wüssten sie, dass sie selbst Teil dieser Szenerie sind.
Diese Begegnungen – ganz leise, unerwartet und doch so intensiv – machen den Fanal-Wald zu einem der eindrucksvollsten Orte Madeiras.
Wasserwege durch die Berge – Wandern an den Levadas
Madeira wäre nicht Madeira ohne seine Levadas – die alten Bewässerungskanäle, die sich durch dichte Wälder, Felsschluchten und Bergflanken ziehen.
Wir sind einige davon gegangen: die Levada dos Cedros, Levada 25 Fontes, Levada do Risco, Levada Nova, Levada do Rei.
Jede zeigt ihre Besonderheiten, jede ist ein Kapitel in der Geschichte dieser Insel.
Bei der Levada 25 Fontes standen wir am Ende vor einer Felswand, aus der Dutzende filigrane Wasserfälle in ein türkisfarbenes Becken stürzten.
Das Licht brach sich im Nebel, Wasser tropfte von Farnen, und das gleichmäßige Plätschern begleitete uns wie ein Herzschlag.
Wer auf Madeira wandert, folgt nicht nur Wegen, sondern dem Rhythmus des Wassers in allen seinen Facetten: im Bewässerungskanal, als Nebel, kleiner Regenschauer, oder Wolken am Horizont.
Über den Wolken – Pico do Arieiro & Pico Ruivo
Die Wanderungen auf dem Pico do Arieiro und dem Pico Ruivo zählen zu den schönsten auf Madeira – und wahrscheinlich auch zu den eindrucksvollsten der Welt.
Schon im Morgengrauen lag das Wolkenmeer unter uns, goldene Lichtstrahlen fielen über scharfe Bergkämme.
Mit jedem Schritt wechseln Licht und Stimmung – mal warm, mal kühl, mal vollkommen still.
Oben, am Gipfel des Pico Ruivo, öffnet sich die Insel in alle Richtungen.
Nur Wind, Sonne, Himmel – erhabene Schönheit über den Wolken.
Der Norden – Wasser, Stein und Licht
Im Norden Madeiras zeigt sich die Kraft des Meeres besonders.
In Porto Moniz treffen schroffe Felsen auf glasklare Lavabecken, in denen sich Himmel und Meer spiegeln. Die Brandung tobt nur wenige Meter entfernt, doch im Naturpool herrscht verhältnismäßige Ruhe.
Auf dem Rückweg führt uns unser Weg fantatisch riechende Eukalyptuswälder und pittoreske Bergdörfchen naturgewaltige Serra de Aqua.
Madeira – leise Magie und wilde Schönheit
Madeira ist kein Ziel, das man einfach besucht.
Es ist ein Ort, der einen verändert – weil er zeigt, wie nah sich Rauheit, Trubel und Frieden sein können.
Für mich war diese Reise mehr als ein Urlaub.
Sie war Inspiration – für die Kamera, aber auch für mich selbst. Madeira lehrt Geduld, Demut und Staunen.
Vielleicht ist das genau das, was mich an dieser Insel so fasziniert:
Sie ist ein Ort zwischen Ausbruch und Alltag – wie die Fotografie selbst.









































